Begriffe wie „Bevölkerungsbombe“ oder „Bevölkerungsexplosion“ gehen heute nicht mehr so leicht über die Lippen wie etwa in den 1970er Jahren. Auch wenn etwas gemäßigter argumentiert wird, die Frage stellt sich: „Leben zu viele Menschen auf diesem Planeten?“
Auf den folgenden Thema-Seiten, die wir von unserer Partnerzeitschrift New Internationalist übernommen haben, wird nach Antworten gesucht. Vorweg: es gibt keine befriedigenden. Sehr lohnend allerdings ist die Beschäftigung mit der grundlegenden Kritik an der Fragestellung.
Der Grundwiderspruch beim Thema Weltbevölkerung: Es wird in Gestalt komplexer mathematischer Berechnungen diskutiert. Prognosen und angekündigte Szenarien sind jedoch so gut wie nie eingetroffen: Weder die Hungerkrise, die Thomas Malthus Ende des 18. Jahrhunderts vorausgesagt hat, noch jene, die Paul Ehrlich, der Urheber der „Bevölkerungsbombe“ Ende der 1960er Jahre, heraufbeschworen hat.
Die Entwicklung der Weltbevölkerung ist ebenso komplex und unvorhersagbar wie die menschliche Natur selbst. Die Möglichkeiten des Menschen zur Veränderung, etwa des Lebensstils in Richtung Vegetarismus, sind kaum abzuschätzen oder im Voraus zu berechnen.
Es gibt allerdings nachgewiesene Zusammenhänge: zum Beispiel zwischen Bildung – speziell von Mädchen – und geringerer Fruchtbarkeit und damit wieder verbesserten Lebensbedingungen und Überlebenschancen in kleineren Familien. Zentral ist hier die Frage von Frauenrechten.
In den vergangen zwei Jahrzehnten wurde das Thema Weltbevölkerung unter ökologischen Vorzeichen wieder virulent. Beispielhaftes Schreckgespenst: der Zweitwagen für jede indische Familie. Gerade der ökologische Blickwinkel zeigt, dass sich hinter Fragen der Weltbevölkerung andere Themen verbergen. „Zu viele“ sind immer die anderen, ob es sich um EsserInnen, Arme, EnergieverbraucherInnen oder VerschmutzerInnen handelt.
Szenarien der Überbevölkerung eignen sich trefflich dazu, Verteilungsfragen und den weltweiten Mangel an Gerechtigkeit zu kaschieren.
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