Picus Verlag, Wien 2006, 319 Seiten, € 14,90
Der Autor, der in Wien Geschichte, Publizistik und Politikwissenschaften studierte, ist ein profunder Kenner des Orients – und er kann gut schreiben. Von diesen zwei Qualitäten legen zahlreiche Reportagen für große Zeitschriften und Buchpublikationen Zeugnis ab, etwa die im Brandstätter Verlag jahrelang erschienene „Bibliothek des Orients“.
Walter Weiss, der seine Besuchsreise in der ägyptischen Hauptstadt beginnt, gibt sich nicht dem üblichen Lamentieren über den bevorstehenden Kollaps des Moloch Kairo hin, sondern er sieht die Verbesserungen in der Abwasserentsorgung, die neuen Telefonleitungen, den Ausbau der Metro. Und er führt die Leserin, den Leser gleich ins Ägyptische Museum, als Geschichtslektion und als unumgänglichen Einstieg für einen Besuch des Landes der Pharaonen.
Wir – LeserInnen, Reisende – erleben dann noch in mehreren Kapiteln das Kairo von heute, Basare, Moscheen, Museen, und er nimmt uns auch mit zur größten Mülldeponie an der Salah Salem Avenue, wo 50.000 Menschen im und vom Müll leben.
Dann geht es weiter durch das Land, zu den klassischen Sehenswürdigkeiten inkl. Katharinenkloster und Oase Siwa, wobei der Autor die verschiedenen Hochkulturen Ägyptens vorstellt – auch die hellenistische, die christliche, die islamische – und immer wieder zeitgenössische Querverbindungen herstellt, zur aktuellen Innenpolitik etwa oder zur Geschichte des ägyptischen Kinos.
Das handliche Format, der moderate Seitenumfang und die lebendige Darstellung, die durch Begegnungen und Gespräche mit Einheimischen noch an Authentizität gewinnt, machen diesen Band der „Picus Reisereportagen“ zu einem wertvollen Begleiter einer Ägyptenreise, sowohl zur Einstimmung und Vorbereitung als auch als Gute-Nacht- oder Guten-Morgen-Lektüre im Hotelzimmer.