Soeben erschienen und in Wien der Öffentlichkeit präsentiert: ein Buch über die Arbeit der südafrikanischen Wahrheitskommission und ihr Bemühen um Gerechtigkeit und Versöhnung.
Nach dreijähriger Arbeit übergab Erzbischof Desmond Tutu im Oktober 1998 Präsident Nelson Mandela den 3.500 Seiten umfassenden Bericht der TRC, worin die Verbrechen der Apartheid bis zu den ersten demokratischen Wahlen im Jahre 1994 dokumentiert sind. Durch eine gemeinsame Erinnerung an die Gräuel soll die Basis für Versöhnung geschaffen werden.
Das von einem Autorenteam unter der Leitung des südafrikanischen Schriftstellers Mandla Langa verfasste Buch wurde Ende Jänner in der Buchhandlung „Südwind Buchwelt“ in Wien vorgestellt. Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Die südafrikansiche Botschafterin Nozipho Mxakato-Diseko schilderte dabei ihre persönlichen Erfahrungen und berichtete von Familienmitgliedern, die während der Apartheidzeit inhaftiert und ermordet worden waren.
Derzeit ist nur die deutschsprachige Ausgabe erhältlich, die englischsprachige südafrikanische Originalausgabe wird erst noch um die Liste aller ums Leben gekommenen Apartheid-Opfer ergänzt.
Ausführlich werden die Arbeit der Kommission und die damit verbundenen Schwierigkeiten geschildert. Weiters enthält das Buch politische Hintergrundinformationen und es gibt Einblick in die Abgründe der Apartheid-Ära. Die Schilderung von Entführung, Folter und Mord und vor allem die damit verbundene Traumatisierung eines ganzen Volkes lässt einen beim Lesen den Atem anhalten.
An anderen Stellen des Buches macht sich jedoch Hoffnung breit, wenn betroffene Opfer aufgrund der Tatsache, dass sie ihren Schmerz öffentlich loswerden konnten, auch bereit zur Vergebung sind. „Wir haben die Wunden der Vergangenheit noch einmal geöffnet, damit sie nicht eitern, und sie mit schmerzmildernder Salbe behandelt, damit sie heilen können.“ beschreibt Tutu im Vorwort die Situation.
Thematisch besteht das Buch aus vier Teilen. Am Anfang werden die Beweggründe für die Einrichtung einer Wahrheitskommission beschrieben. Der zweite Teil vermittelt einen Eindruck von den schweren Menschenrechtsverletzungen, die in der Apartheid-Ära begangen wurden. Dabei kommen Vertreter aller politischer Parteien, Täter wie Opfer, zu Wort. Der dritte Teil enthält Empfehlungen, welche die Wiedergutmachung für die Opfer und die Versöhnung des Landes betreffen. Im letzten Teil werden Überlegungen angestellt, wie eine Wiederkehr der Apartheid-Ära zu verhindern ist.
Nach dem Motto „die Wahrheit tut weh, das Schweigen aber tötet“ versuchte die TRC, die Verbrechen der Apartheid-Ära aufzudecken. Die Kommission trat erstmals am 16. Dezember 1995, am „Tag der Versöhnung“, in Kapstadt zusammen. Die Ausgangslage war eine sehr schwierige, denn eine Nation, die jahrzehntelang Polarisierung erfuhr, kann sich nicht plötzlich als Einheit erleben. Die Armee und die Polizei waren Handlanger des Terrors und werden sich bestimmt nicht über Nacht in Musterbeispiele für die Respektierung der Menschenrechte verwandeln. Die TRC wollte die Täter nicht ungeschoren davonkommen lassen, aber die Bestrafung durfte auch nicht zu hart ausfallen, denn dann würde neuer Hass geschürt und es käme zu Rückfällen.
Wahrheits- und Versöhnungskommission Südafrika: Das Schweigen gebrochen. Aus dem Engl. übersetzt von Elisabeth Vorspohl. Verlag Brandes & Apsel / Südwind, Frankfurt / Wien 2000, 399 Seiten, öS 263,-.
http://www.suedwind.at
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