Pendo Verlag, Zürich 2002,
116 Seiten, € 14,90
Bastian, jahrelang Geschäftsführer der deutschen Sektion der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ (IPPNW, Friedensnobelpreis 1985), wagt es – ja, leider muss man es so formulieren, denn es gehört heute tatsächlich Mut dazu –, er wagt es, den Anti-Amerikanismus-Vorwurf, der allen KritikerInnen der Hegemonialpolitik Washingtons entgegengeschleudert wird, als Torheit den Absendern zurückzuwerfen und beim Namen zu nennen, was so viele sich nicht auszusprechen trauen.
Es ist hier nicht genügend Platz, die „55 Gründe“ auch nur stichwortartig aufzuzählen. Bastian nimmt die Außenpolitik der USA, und hier vor allem der Bush-Administration, ins Visier – im Allgemeinen und im Besonderen, gegenüber Ländern wie Irak, Iran, Afghanistan. Er hinterfragt die Hintergründe des „Feldzugs gegen den Terrorismus“ – wie er sich überhaupt ausführlich mit dem 11. September und seiner Instrumentalisierung für Bushs Hegemonialstreben ausführlich beschäftigt. Die Reaktivierung der These vom „gewinnbaren Atomkrieg“, die US-Pläne für eine militärische Nutzung des Weltraums, die nur auf die eigenen kurzfristigen Vorteile bedachte Wirtschaftspolitik, das Fehlen jeglicher ökologischer Verantwortung – in fast jedem Handlungsfeld stellt der Autor ein bedrohliches Ausmaß an Unilateralismus fest (das Handeln nach eigenem Gutdünken ohne Rücksicht auf den Rest der Welt), der eine ernsthafte Bedrohung des Weltfriedens darstellt.
Till Bastian reklamiert eindringlich, dass sich Solidarität mit den USA nur in Form eines kritischen Dialogs manifestieren könnte und nicht über dieses unterwürfige Vasallentum, wie es besonders nach dem 11. September von der internationalen Staatengemeinschaft inklusive der EU praktiziert wird. Was wäre wohl, wenn diese Staatengemeinschaft den USA die (vielfach erpresste) Vasallentreue aufsagte?