Im kommenden Monat wird im Iran ein neuer Staatspräsident gewählt. Der derzeit amtierende Präsident Chatami hat sich noch nicht festgelegt, ob er wieder für dieses Amt kandidieren wird. Sehr zur Beunruhigung großer Teile der Bevölkerung und auch des Auslands, denn der Intellektuelle Chatami ist für viele zum Hoffnungsträger für eine an Demokratie und BürgerInnenrechten orientierte Reform des iranischen Staates geworden. Doch die geistlichen Führer im Hintergrund, die im Vorfeld der Wahlen eine Repressionswelle gegen prominente Oppositionspolitiker gestartet haben, denken nicht daran, die Zügel der Macht aus der Hand zu geben, weshalb die IranerInnen Chatami den sarkastischen Titel Präsident der Opposition verliehen haben.
Rudolph Chimelli, langjähriger Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und jemand, der sich seit 35 Jahren mit dem Iran beschäftigt, hat mit seinen Iranischen Notizen eine gut lesbare Einstiegslektüre für all jene geschrieben, die sich für Politik und Gesellschaftsleben im Iran interessieren, jedoch mit der iranischen Gegenwart und Zeitgeschichte wenig vertraut sind. Das Buch versammelt 15 kurze, über einen längeren Zeitraum verfasste Reportagen, die den Zeitraum seit der Iranischen Revolution 1979, bei der der Schah gestürzt und in deren Gefolge Ayatollah Chomeini die Islamische Republik etablierte, über die iranischirakischen Kriege in den achtziger Jahren bis herauf in die Gegenwart abdecken.
Chimellis Interesse gilt neben dem iranischen Gesellschaftsgefüge und Alltagsleben vor allem politischen Themen, wobei er bei deren Darstellung Basiswissen vermittelt, das man in Zeitungen vergeblich sucht: etwa über die Unterschiede zwischen den Schiiten und den Sunniten oder die Staatsdoktrin der Statthalterschaft des Gottesgelehrten, auf der Chomeini seine autokratische Herrschaft gründete.
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