Reicher Inder kauft österreichische Buchhandlung

Von Arne Opitz · · 2009/03

Die Wiener Buchhandlung „British Bookshop“, soeben noch Teil einer Konkursmasse, wird dank des Engagements eines indischen Unternehmers im März wieder eröffnet.

Wenn es bei der Förderung oder dem Transport von Öl und Gas Probleme gibt, sind Taucher und Mechaniker der Reparaturflotte von Vikran Naik nicht weit. Das hat dem Inder, Mitte 50, eine Menge Geld eingebracht, das er jetzt für die Bildung der Menschen in den so genannten Entwicklungsländern – etwa in Form von Bibliotheksgründungen – investiert. Jetzt hat er den „British Bookshop“ in Wien aus der Konkursmasse erworben.
Das Geschäft in der Weihburggasse, nach dem Zweiten Weltkrieg Leseraum der britischen Botschaft, begann 1974 seine Aktivitäten und wurde zur größten und traditionsreichsten englischsprachigen Buchhandlung in Österreich. Im November vergangenen Jahres kam dann das Aus – begründet mit Umsatzeinbrüchen durch Buchhandelsketten und Internet-Firmen. Zusammen mit der Muttergesellschaft Georg Prachner Buchhandels GmbH belief sich der Schuldenstand auf 1,8 Mio. Euro, denen Vermögenswerte von rund 130.000 Euro gegenüber standen.

Just in diesem Moment tauchte der Retter in Gestalt von Vikran Naik auf und kaufte das marode Unternehmen. Als neuer Eigentümer (und erster Geschäftsführer) denkt er an weitere Buchläden sowie eine Zentrale, die Vertrieb und Einkauf optimieren soll. Wie schon in der Vergangenheit sollen die Gewinne, so der Neo-Buchhändler, in neue Bibliotheken, Bildungseinrichtungen und internationale Benefizaktionen in der Dritten Welt fließen. Michael Lock, zweiter Geschäftsführer, erklärt: „Naik hat in seiner Heimat Glück gehabt und viel Geld verdient. Jetzt möchte er einen Teil davon wieder zurückgeben an jene, die es brauchen können.“ Die derzeitige Situation laut Lock: „Wir kontaktieren wieder unsere Lieferanten, schließen neue Verträge ab und bauen langsam das Lager auf. Name und Konzept bleiben erhalten, die Bücher werden aber billiger. Wir wollen auch ausbauen. Daher ist es möglich, dass wir später an einen anderen Standort übersiedeln.“
Die Geschichte klingt ein wenig nach modernem Märchen und erinnert an George Soros, der in den postkommunistischen Ländern Osteuropas mit seinem Geld Bildungs- und Demokratiehilfe finanziert. In Wien besteht der zusätzliche Effekt darin, dass ein indischer Unternehmer dadurch, dass er einem Not leidenden österreichisch-britischen Buch- und damit dem Bildungswesen unter die Arme greift, mit den daraus erwirtschafteten Mitteln gleichzeitig Bildungsdefizite der Dritten Welt zu bekämpfen sucht.

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