Ritter Verlag, Klagenfurt 2001, 328 Seiten, € 18,90.
Ein etwas vermessen erscheinender Versuch, die inneren Wirklichkeiten des amerikanischen Doppelkontinents mit seiner Vielfalt an indianischen, mestizischen und europäischen Kulturen anhand einiger literarischer Blitzlichter zu präsentieren. Aber, wie die Herausgeber und Autoren, der Wiener Germanist Rainer Vesely und der Linzer Architekt und Schriftsteller Bernhard Widder, im Vorwort schreiben, „vielleicht ist es gerade das Wissen um die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens, das ein Buch wie das vorliegende nicht nur rechtfertigt, sondern als Gegengewicht gegenüber der medialen Oberflächlichkeit der so genannten Globalisierung herausfordert“.
In vier großen Kapiteln angeordnet – Kunst und Literatur, Geschichte und Politik, Reise, Mythos – schreiben neun Österreicher, ein Rumäne, vier Nordamerikaner und vier Lateinamerikaner – über ihre Begegnungen und Erfahrungen mit der „Neuen Welt“. Der Rahmen ist groß, was den Eindruck einer gewissen Zufälligkeit erweckt: Ein kubanischer Übersetzer berichtet, warum und wie er Ernst Jandl ins Spanische überträgt; Manfred Chobot schildert auf witzige und doch ernsthafte Weise seine Beobachtungen in Kuba; der vergangenen Dezember verstorbene Christian Loidl skizziert mitreißend seine Erlebnisse als Teilnehmer am Internationalen Poesiefestival in Medellín, Kolumbien.
Aus dem zufällig erscheinenden Mosaik ersteht schließlich ein Essayband, der gerade durch sein punktuelles Eindringen in die Tiefe – sei es nun das Wüten einer Militärdiktatur, eine Ortserkundung in Mexiko, das kulturelle Erbe indigener Völker – eine Vorstellung von der Vielfalt eines Reichtums gibt, die sonst von der eindimensionalen Medienwirklichkeit völlig verdeckt bleibt.