Die Österreichische Mineralölverwaltung (OMV) baut in Pakistan ein neues Standbein der Öl- und Gasförderung auf. Das Erdgas aus dem neuesten Fund soll jedoch vorwiegend am lokalen Markt verkauft werden.
An dem Explorationsprojekt sind neben der OMV, die die Betriebsführerschaft innehat, das britische Unternehmen Hardy/British Borneo, die tschechische Gesellschaft Morvske Naftove Doly, die Pakistan Petroleum Limited sowie die pakistanische Regierung beteiligt. Das Erdgas soll laut OMV-Presseaussendung so bald wie möglich auf dem lokalen Markt verkauft werden, „um damit zu einer Reduktion der Fremdwährungserfordernisse der pakistanischen Regierung für Energie-Importe beizutragen“.
Mit diesem Fund sowie dem im Jahr 1993 entdeckten Feld Miano besitzt die OMV eine große und lukrative Reservenbasis für Gas in Pakistan.
Doch auch in anderen Bereichen war die OMV in letzter Zeit in Pakistan aktiv. Im Oktober des Vorjahres erwarb der österreichische Konzern einen 10% Anteil an der pakistanischen Pipelinegesellschaft PARCO (Pak-Arab Refinery Ltd.). Mehrheitseigentümer ist die Islamische Republik Pakistan (60%) sowie IPIC/Abu Dhabi (30%). Die Gesellschaft betreibt eine 1215 km lange Mineralölproduktenpipeline von der Hafenstadt Karachi bis nach Lahore. PARCO wird von der OMV als sehr profitabel beschrieben und soll in den letzten drei Jahren Gewinne von durchschnittlich 50 Mio. US-Dollar pro Jahr eingefahren haben.
Damit wird dieses südasiatische Land neben Österreich, der britischen Nordsee und Libyen (sowie kleineren Projekten in Albanien und Sudan) zum vierten Standbein bei der Öl- und Gasförderung der OMV.
Pakistan befindet sich spätestens seit vergangenen Sommer in einer tiefen Krise. Wirtschaftlich steht das Land nach jahrelanger neoliberaler Privatisierungs- und Sparpolitik vor dem Bankrott. Pakistan hat Auslandsschulden von 31 Mrd. US-Dollar, deren Bedienung nicht weniger als 56% aller Exporterlöse auffrißt.
Am Rande der Zahlungsunfähigkeit führt die konservative Regierung unter Nawaz Sharif verzweifelte Verhandlungen mit dem IWF und internationalen Bankenkonsortien, um neue Kredite und Zahlungsaufschub zu erhalten.
Vor diesem Hintergrund spielt die Zusage der OMV, das Gas am lokalen Markt zu verkaufen, eine wichtige Rolle. Erdöl- und Erdgaserzeugnisse machen 16% aller Importe aus und eine verstärkte Abdeckung des Energiebedarfs durch lokale Produktion könnte den rapiden Schwund der Devisenreserven verringern.
Die Regierung Sharif versucht mit allen Mitteln, an der Macht zu bleiben und scheut vor keiner Gewalt bei der Unterdrückung der Opposition zurück. In Karachi, wo alleine im vergangenen Jahr fast 1.000 Menschen bei politischen Auseinandersetzungen starben, führte die Regierung die Militärgerichtsbarkeit ein. Ebenso führte sie im Herbst die Shariah, das islamische Recht, ein und stellte es über die Verfassung.
Da die Macht von Premier Sharif nur noch mit diktatorischen Mitteln aufrechtzuerhalten ist, gibt er nun mehr und mehr politischen und wirtschaftlichen Einfluß an die Generalität ab. So unterstellte er in den letzten Monaten die Wasser- und Elektrizitätswirtschaft der Armee. In der Provinz Punjab kontrolliert sie bereits eine Reihe von zivilen Verwaltungseinrichtungen.
Das verstärkte offene Auftreten paramilitärischer islamischer Oppositionsbewegungen und der jüngste nur knapp verfehlte Anschlag auf Sharif Anfang Jänner zeigen, daß Pakistan in explosiver innenpolitischer Spannung lebt.
: Der Autor lebt als freier Journalist für internationale und entwicklungspolitische Themen in Wien.
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