Eigentlich hätte ich im Juniheft eine Aufarbeitung der beiden EU-Lateinamerikagipfel erwartet, des Regierungsgipfels und des Alternativgipfels. Aber keine Zeile, außer sehr fragwürdigen Bemerkungen im Leitartikel von Irmgard Kirchner. Sie mokiert sich, dass Hugo Chávez und Evo Morales wie Popstars gefeiert wurden, meint, dass Solidarität in der Ferne leichter sei als im eigenen Umfeld, dass es leichter sei „Forderungen für die Ferne aufzustellen und sich mit Politiken anderer Länder zu identifizieren, als konkrete Handlungsmöglichkeiten hierzulande anzubieten“.
Was ist los im „Südwind“? Soll jetzt ein „Nordwind“ daraus werden? Seit wann ist es verpönt, sich mit den fernen Ländern des Südens zu beschäftigen, ist das nicht seit eh und je die Aufgabe des Südwindes, der Zeitschrift und des Vereins? Den Süden bei uns präsent und sichtbar machen und all das, was den Süden auszeichnet und benachteiligt?
Globalisierungskritik fällt uns in fernen Ländern nicht leichter als hierzulande, wie das im Untertitel behauptet wird, denn wie der Name schon sagt, sie ist nicht fern noch nah, sie ist global, wie der Neoliberalismus, dessen negative Auswirkungen wir nah und fern spüren. Der Regierungsgipfel wollte den neoliberalen Freihandel zugunsten der Konzerne ausweiten und festigen, der Alternativgipfel lehnt diesen Freihandel ab und will einen gerechten Handel zugunsten der Bevölkerung. Ich kann es nicht glauben, dass dies der Redaktion des Südwindes nicht geläufig ist, aber warum dann das Schweigen und die abwertenden Seitenhiebe?
Das ist weder objektiv noch fair, entwertet das Engagement der 3.500 TeilnehmerInnen aus Lateinamerika und Europa und die Arbeit der Organisatoren. Also fehlende Solidarität im eigenen Umfeld.
Herbert Berger
1060 Wien