Ab 1945: Chiang Kai-shek flüchtet mit den Nationalisten (Kuomintang – KMT) vor den siegreichen Kommunisten unter Mao Zedong auf die dem chinesischen Festland vorgelagerte Insel Taiwan. Ziel der KMT war dann jahrzehntelang die Wiedereroberung des Festlandes.
Taiwan wird – mit Hilfe der USA – als Bollwerk gegen den Kommunismus bis an die Zähne bewaffnet, das Kriegsrecht ausgerufen. Die Periode des „weißen Terrors“ beginnt: keine demokratischen Rechte, Verbot des offiziellen Gebrauchs von Taiwanesisch (ein chinesischer Dialekt) zugunsten von Mandarin (Hochchinesisch). Parlament, Regierung und alle wichtigen Positionen werden mit „Festländern“ besetzt. Geringste Auflehnung der Bevölkerung wird brutal geahndet.
Bis 1972 wird die KMT von der internationalen Gemeinschaft als Regierung der Republic of China (ROC) anerkannt. Dann Ausschluss aus der UNO zugunsten der Volksrepublik (VR) China.
1979: Die USA nehmen diplomatische Beziehungen zur VR auf. Die wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zwischen den USA und der ROC sind weiterhin intensiv. Die meisten Staaten folgen diesem Beispiel. Taiwan wird weltweit nicht mehr als souveräner Staat betrachtet. Lediglich 29 kleinere bis winzige Staaten unterhalten volle diplomatische Beziehungen zu Taiwan (darunter Costa Rica, El Salvador, Nicaragua, Burkina Faso, Malawi, Senegal und der Vatikan), was die Anerkennung Pekings ausschließt.
Die Anerkennung beider Länder als eigenständige Staaten ist auch nach internationalem Recht schwierig, da sich sowohl die ROC als auch die VR China offiziell auf das gesamte chinesische Territorium (Festland und Taiwan) beziehen.
Ab 1980: In Taiwan entstehen soziale Bewegungen zu unterschiedlichen Themen (Umwelt, Indigene, Universitäten, Frauen, KonsumentInnen etc.), die immer stärker auch politische Forderungen stellen. Parallel dazu erfolgt eine gewisse Aufweichung innerhalb der KMT.
1987: Ende des Kriegsrechts.
1988: Chiang Kai-sheks Sohn Chiang Ching-kuo stirbt. Lee Teng-hui wird als Präsident sein Nachfolger, und mit ihm kommt erstmals ein auf Taiwan Geborener unter der KMT an die Macht. Er leitet einen demokratischen Wandel ein, bleibt bis zum Jahr 2000 Präsident, 1995 durch direkte Wahl legitimiert.
1992: Die Democratic Progressiv Party (DPP), vornehmlich von Taiwanesen gegründet, erringt bei den Wahlen auf Anhieb ein Drittel der Parlamentssitze. Die DPP bekennt sich offen zur Unabhängigkeit Taiwans.
2000: Der Kandidat der DPP, Chen Shui-bian, siegt bei der direkten Präsidentenwahl. Er ernennt die Regierung. Die KMT wird nach fünf Jahrzehnten in die Opposition gedrängt.
1. 12. 2001: Bei den Parlaments- und Kommunalwahlen verliert die KMT auch die Mehrheit im Abgeordnetenhaus. Chen kündigt die Bildung einer Koalitionsregierung an.