Menschenrechte Schwarz auf Weiß II

Von Redaktion · · 2008/04

Menschenrechte beschränken sich nicht nur auf individuelle bürgerliche und politische Rechte, sondern beinhalten auch kollektive wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Vor allem letztere sind weltweit alles andere als gewährleistet.

Bürgerliche und politische Rechte – 20061
Folter und Terror
In 102 Ländern kam es zu Folterungen und Misshandlungen durch Sicherheitskräfte, Polizei und andere staatliche Institutionen.
  • In Guantánamo Bay wurden 400 Personen aus mehr als 30 Ländern festgehalten, 200 haben seit der Eröffnung des Lagers einen Hungerstreik durchgeführt, 40 einen Selbstmordversuch begangen.
  • Eine unbekannte Zahl von Menschen wurde in geheimen Gefängnissen oder „Black sites“ (US-Militärsprache) rund um die Welt festgehalten.

    Todesstrafe
  • 20.000 Menschen warteten weltweit auf die Vollstreckung ihres Todesurteils.
  • 3.861 Menschen wurden in 55 Ländern zum Tode verurteilt; 1.591 Gefangene wurden in 25 Ländern hingerichtet – ein Rückgang gegenüber den 2.184 Hinrichtungen von 2005 (Zahlen inkludieren nur gesetzmäßige Hinrichtungen).
  • 91% aller bekannten Hinrichtungen fanden in sechs Ländern statt: China, Iran, Irak, Sudan, Pakistan und in den USA.
  • in 69 Ländern wird die Todesstrafe weiterhin angewendet.

    Wirtschaftliche und soziale Rechte2
  • Im Jahr 2000 verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf die Millenniumsentwicklungsziele (MDGs), die sich auf grundlegendste wirtschaftliche und soziale Rechte beziehen. 1990 dient als Basisjahr für die Mindestvorgaben, die bis 2015 erreicht werden sollen. Dafür bleiben nur noch sieben Jahre Zeit.
  • Beim aktuellen Tempo des Fortschritts wird es 30 Jahre dauern, bis sie in Südasien erreicht sind – und mindestens 100 in Afrika südlich der Sahara. Außer Europa und Nordamerika wird keine Region die Mindestvorgaben vor 2020 erreichen.

    Extreme Armut
    Ziel: Halbierung des Anteils der Menschen mit einem Einkommen unter 1 Dollar pro Tag (zu Kaufkraftparitäten von 1993)

    Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag (%)

    Entwicklungsregionen 1990 31,6
    2004 19,2
    Afrika südlich der Sahara 1990 46,8
    2004 41,1
    Kommentar: Das Ziel dürfte von den Entwicklungsregionen insgesamt beinahe erreicht, in Afrika südlich der Sahara aber weit verfehlt werden.

    Kindersterblichkeit
    Ziel: Senkung um zwei Drittel

    Kindersterblichkeit unter fünf Jahren pro 1.000 Lebendgeburten
    Entwicklungsregionen 1990 106
    2005 83

    Kommentar: Quälend langsamer Fortschritt. Um das Ziel zu erreichen, müsste die Sterblichkeit zwischen 2005 und 2015 um 50 Prozentpunkte (0,5%) pro Jahr fallen. Zwischen 1990 und 2005 fiel sie nur um 23 Prozentpunkte pro Jahr.

    Hunger
    Ziel: Halbierung des Anteils der Menschen, die an Hunger leiden

    Anteil der Kinder unter 5 mit Untergewicht
    Entwicklungsregionen 1990 33
    2005 27

    Kommentar: Viel zu langsamer Fortschritt. Nach wie vor stirbt alle 5 Sekunden ein Kind an direkten und indirekten Folgen der Unterernährung. In Bangladesch, Indien und Nepal leidet fast die Hälfte aller Kinder an Unterernährung.

    AIDS
    Ziel: Ausbreitung stoppen oder Inzidenz verringern

    Ende 2006 lag die Zahl der Menschen mit HIV bei 39,5 Mio. gegenüber 31,9 Mio. im Jahr 2001. Die Zuwachsrate verringert sich, aber 2006 erhielten nur 28% der Betroffenen in Entwicklungsregionen die Behandlung, die sie benötigen.

    Wasser
    Ziel: Halbierung des Anteils der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und grundlegenden sanitären Einrichtungen haben

    Anteil der Bevölkerung mit verbesserten sanitären Einrichtungen
    Entwicklungsregionen 1990 35
    2004 50

    Kommentar: Das Ziel wird um 600 Mio. Menschen verfehlt werden. Schätzungsweise 1,6 Mrd. Menschen werden 2015 keinen Zugang zu „verbesserten sanitären Einrichtungen“ haben. Bei sauberem Trinkwasser wird die Versorgung wahrscheinlich noch schlechter sein.

    Müttersterblichkeit
    Ziel: Reduktion um drei Viertel
    Es gibt keine verlässlichen Zahlen. Geschätzte 500.000 Frauen sterben jedes Jahr an Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt, die behandelbar oder vermeidbar wären. In Afrika s.d. Sahara liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau an solchen Komplikationen stirbt, bei 1:16, in den reichen Ländern bei 1:3.800.

    Bildung
    Ziel: Sicherstellen, dass 2015 Jungen und Mädchen gleichermaßen eine Grundschule absolvieren können.

    Anteil der Kinder im Grundschulalter, die zur Schule gehen
    Entwicklungsregionen 1991 80
    2005 88

    Kommentar: In Afrika südlich der Sahara gehen noch immer 30% der Kinder im Grundschulalter nicht zur Schule. Weltweit sind es 77 Millionen Kinder. 781 Mio. Menschen können nicht lesen und schreiben, zwei Drittel davon sind Frauen.

    Gewalt gegen Frauen
  • Zumindest eine von drei Frauen weltweit wurde geschlagen, zu Sex gezwungen oder anderweitig missbraucht
  • 70% der Opfer bewaffneter Konflikte (Tote und Verletzte) waren Zivilpersonen, ein Großteil davon Frauen und Kinder.

    Umwelt
    Ziel: Verlust von Umweltressourcen stoppen und umkehren.

    Waldfläche in % der gesamten Landfläche
    Weltweit 1990 31
    2005 30

    Kommentar: Nach wie vor überwiegen die Waldverluste die Aufforstungen.

    CO2-Emissionen in Mrd. Tonnen
    Entwickelte Länder 1990 9,7
    2004 12,5
    Entwicklungsregionen 1990 6,9
    2004 12,4
    Gesamt 1990 16,6
    2004 24,9

    Kommentar: Die CO2-Emissionen nehmen weiter unaufhaltsam zu. Gegenmaßnahmen waren unwirksam. Prognosen zufolge wird es zu einem unkontrollierbaren und katastrophalen Klimawandel kommen, wenn es nicht gelingt, die Emissionen ab 2015 wieder zu senken.

    Quellen:
    1) amnesty international, Jahresbericht 2007
    2) Statistiken: Millennium Development Goals Report 2007, http://mdgs.un.org; Kommentare und zusätzliche Daten: Social Watch Report, www.socialwatch.org
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