Aus dem Spanischen von Elke Wehr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2004, 496 Seiten, EUR 24,90
Wieder einmal schaffte es der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa, einen spannenden sozialkritischen Roman zu schreiben. Im Mittelpunkt seiner Erzählung stehen zwei Personen: Flora Tristan und Paul Gauguin.
Flora Tristan war Paul Gauguins Großmutter und lebte von 1803-1844 in Frankreich. Sie war eine französische Schriftstellerin, Feministin und Sozialistin. Wir begleiten sie auf ihrer Reise durch Südfrankreich im Jahre 1844, in der sie ihre revolutionären Gedanken unter den Arbeitern und Frauen verbreitete. Es war ihr ein Anliegen, die Lebensumstände der Arbeiter und Frauen zu verbessern und sie von ihrem Joch der Unterdrückung zu befreien.
Für sie bedeutete das Paradies auf Erden nicht, aus der Gesellschaft und der Kultur, in der wir leben, zu flüchten, sondern die Gesellschaft so zu verändern, dass sie für alle Menschen lebenswert ist und jeder die gleichen Chancen hat. Flora Tristan stirbt noch im selben Jahr ihres Aufbruchs aus den Pariser Salons. Auf ihrer Reise durch Südfrankreich erinnert sie sich an die verschiedenen Etappen und einschneidenden Ereignisse in ihrem Leben.
Paul Gauguin lebte 1848 -1905 in Frankreich, Tahiti und den Islas Marquesas. Für ihn bedeutete das Paradies, aus der französischen, zivilisierten Welt auszubrechen und in die Natur, zu den „Wilden“ zurückzukehren. Auf Tahiti und den Islas Marquesas hoffte er, das wahre Schaffen und die Inspiration für seine Malerei zu finden. Wir durchleben mit ihm die Höhen und Tiefen seiner letzten Lebensjahre, in Tahiti, Paris und auf den Islas Marquesas, wo er 1903 nach langem Leiden an einer Geschlechtskrankheit stirbt.
Beeindruckend schildert Mario Vargas Llosa die Leben zweier völlig unterschiedlicher Menschen. So gegensätzlich Flora Tristan und Paul Gauguin in ihren Lebensanschauungen sind, verfolgen sie doch beide dasselbe Ziel. Sie wollen beide ein besseres Leben und ihre Visionen erfüllt sehen. Sie gehen dabei vielleicht unterschiedliche Wege, aber im Grunde ihres Herzen suchen sie das Gleiche. Auch wenn Flora Tristan und Paul Gauguin im 19. Jahrhundert lebten, sind ihre Ideen, Wünsche, Visionen und Träume auch heute noch gültig. Jeder von uns ist auf der Suche nach dem Paradies, aber das Paradies ist anderswo, vielleicht dort um die Ecke, aber doch anderswo.