Verlag Suhrkamp, Frankfurt/M. 2001, 463 Seiten, öS 364,- /Euro 26,45
Die Fotografie ist für Aurora del Valle, der Protagonistin in „Porträt in Sepia“, der Schlüssel zur Vergangenheit. Mit ihrer Hilfe versucht sie, mehr Licht in dieses Dunkel zu werfen und gleichzeitig auch gegenwärtige Momente festzuhalten. Sie ist auch ein Mittel zur Flucht aus der Realität, aus einer Welt, die sie bedrückt.
Auroras Gedächtnis reicht zurück in die Zeit, als sie mit fünf Jahren zu ihrer Großmutter Paulina del Valle kam. Paulina ist eine schillernde Person und eine große Matriarchin, die 70 Jahre lang tun und lassen konnte, was sie wollte (und das im 19. Jhd., also zu einer Zeit, in der selbstbewusste und emanzipierte Frauen noch verpönt waren) und geschickt die Fäden der Familie zog. Doch was war vorher? Immer wieder suchen Aurora die selben Albträume heim. Wer waren ihre Eltern? Und woher kommen die Laute einer fremden Sprache, an die sie sich manchmal zu erinnern glaubt? Diese Fragen quälen Aurora, und erst als junge Frau wird es ihr gelingen, die Rätsel der Vergangenheit zu lösen.
Der Roman beginnt im Chinesenviertel San Franciscos und führt die Leserschaft in den Süden Chiles. Isabel Allende beschreibt bunt und wortgewandt die Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach ihrer Herkunft und ihrem Selbst. Typisch für die chilenische Autorin ist auch hier die Geschichte der Protagonistin verknüpft mit unzähligen anderen ebenso ergreifenden wie lustigen Geschichten und Schicksalen inmitten einer chaotischen Welt. Die Fans von „Fortunas Tochter“ und „Das Geisterhaus“ werden begeistert sein