Zugegeben, über diese Technologie sprechen meist nur EthnologInnen. Dabei ist der „Guss in verlorener Form“ das wohl bedeutendste Verfahren, Metalle bzw. Legierungen kunstvoll zu formen. Noch dazu gibt es einen aktuellen Anlass, einen Blick in die Werkstätten traditioneller KünstlerInnen zu werfen: die Ausstellung von Benin-Bronzen aus Westafrika im Völkerkundemuseum in Wien. Nicht alle Tage sind diese Meisterstücke der Metallurgie, die zu den kostbarsten der Welt gehören, in Österreich zu sehen. (Sie sind übrigens aus Messing, die Bronzen, aber das ist eine andere Geschichte.)
Das gewünschte Werk wird zuerst aus Bienenwachs, das erwärmt und geknetet wird, geformt. Darüber kommt eine Schicht aus Ton, der mit Stroh oder Pferdemist durchmischt ist. Der Tonklumpen wird gebrannt, sein feines Innenleben fließt aus. Zurück bleibt eine poröse Hohlform, die den späteren Guss „atmen“ lässt. In diese Form wird die Metalllegierung gegossen. Nach dem Erkalten wird die Form zerschlagen („verlorene Form“).
Zurück bleibt das Metallobjekt, das dann noch mit feinen Werkzeugen nachbearbeitet, poliert oder in jüngster Zeit auch bemalt wird.
Ob nepalesische Buddhastatuen, Asante-Goldgewichte aus Ghana oder eben die erwähnten Benin-Bronzen: durch den Guss in verlorener Form entstehen stets Unikate.
Leichter und ökonomischer ist es natürlich, Metall in wieder verwendbare, zweiteilige Formen zu gießen. Diese – oft Massenware – erkennt man an den Gussnähten, die allerdings oft geschickt retuschiert werden.