Ein vorbildliches Negativ-Beispiel

Von Werner Hörtner · · 2009/02

Kärntens Tsunami-Hilfe erwies sich als ein teurer Flop mit vielen Ungereimtheiten. Hilfswerk Austria bemüht sich nun, aus dem Sanierungsfall ein sinnvolles Projekt zu gestalten.

Die menschliche Tragödie der Tsunami-Katastrophe zu Weihnachten 2004 bewegte die Menschen auf der ganzen Welt. Allein in der indonesischen Bürgerkriegsprovinz Aceh verloren an die 200.000 Menschen das Leben. Auf Initiative des Landeshauptmanns Jörg Haider half auch das Bundesland Kärnten und baute ein Dorf. 1,2 Mio. Euro spendierten Land und Bund, 431.000 kamen von privaten SpenderInnen.
Das Kärnten-Dorf sollte für die Ärmsten der Armen sein, die Waisenkinder. Zur Eröffnung im März 2006 reisten natürlich der Landeshauptmann und sein Freund, der indonesische Honorarkonsul in Kärnten (!), Christian Bradach, an. Sie ließen sich gönnerhaft lächelnd knipsen, umringt von dankbaren Waisenkindern. Ein Jahr später kam es ans Tageslicht: Die „glücklichen“ Kinder waren als Statisten gemietet worden; im Dorf lebte noch kein einziges Kind.
2007 begannen der Rechnungshof und die Klagenfurter Staatsanwaltschaft über das „Geisterdorf“ zu ermitteln. Es wurden schwere Baumängel festgestellt, katastrophale hygienische Zustände – und obendrein war um 250.000 Euro zu teuer gebaut worden. Haider klagte die Architektin Jana Revedin, die Klage wurde abgewiesen, worauf sie zurückklagte und Haider dann seine Vorwürfe zurücknahm …
Über 54.000 Euro Flugkosten fielen an, obwohl Haider öffentlich mehrmals bekannt gab, dass die Flugkosten aus privater Tasche gezahlt würden. Für „Verwaltungskosten“ in Kärnten und für das leere Dorf wurden 180.000 berechnet. Der Honorarkonsul, der angeblich ehrenamtlich tätig sein wollte, erhielt auch eine erkleckliche Aufwandsentschädigung.

Ende 2008 stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein: Die Verdachtsmomente gegen die Architektin, den Honorarkonsul und den Landesvertreter Siegfried Wuzella reichen für eine Anklage nicht aus. Offen ist noch das Untersuchungsergebnis des Kontrollausschusses des Landes Kärnten.
Im Mai 2007 wurde das leer stehende, bereits sanierungsbedürftige Dorf für 150 Waisenkinder vom Land Kärnten dem Hilfswerk Austria übergeben, um es in ein Bildungszentrum für Familien umzugestalten. Im November desselben Jahres zogen die ersten Kinder ins Dorf ein.
Das „Kampung Carinthia“ beherbergt nunmehr 40 Halbwaisen oder Kinder aus sozial schwachen Familien. Für die Frauen der umliegenden Dorgemeinschaften gibt es Aus- und Weiterbildungskurse in Nähen, Englisch und im Umgang mit Computern. Ein Gesundheitsposten mit Arzt und Krankenschwester wurde eingerichtet.
Die Phase der Umgestaltung des Kärntendorfes wird bis Mitte 2009 andauern, eine beratende Projektbegleitung wahrscheinlich noch bis Jahresende. Dann wird die Landesregierung von Aceh Besar die Anlage und die Einrichtungen übernehmen.

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