Wir alle waren es schon einmal oder sind es gelegentlich: Tourist oder Touristin. Doch welche Art von Tourismus wir praktizieren, unterscheidet sich von Person zu Person, von Reise zu Reise. Da gibt es etwa den Massentouristen, die Abenteuertouristin, den Rucksacktouristen oder die Kulturtouristin. Dementsprechend vielfältig ist auch die Tourismusforschung. Um ein Feld hat sich diese bisher allerdings erst wenig gekümmert: um jenen Tourismus, bei dem die Reiseziele Trauma, Krieg und Armut lauten. Wenn Touristinnen und Touristen sich auf ihren Reisen den Schattenseiten der Wirklichkeit zuwenden, Gedenkstätten oder Slums besuchen, in Kriegs- oder Nachkriegsgebiete fahren, so wird dafür oft der Begriff „Dark Tourism“ verwendet. Er stammt aus dem englischsprachigen Raum, wo man derzeit am meisten zu dem Thema forscht. Eine deutsche Übersetzung für den Begriff gibt es noch nicht.
Wie in einem jungen Forschungsfeld üblich, herrscht noch keine Einigkeit über die genaue Bedeutung des Begriffs „Dark Tourism“. Andere Ausdrücke schwirren weiter herum, und klare Abgrenzungen müssen erst gefunden werden – etwa zum „Death Tourism“, zum Kriegstourismus, zum Trauma-Tourismus, zum Armutstourismus oder zum Katastrophentourismus.
Aus welcher Perspektive betrachtet man nun am besten das Phänomen des „Dark Tourism“? Die Forschung – und auch die Medien – sehen es vor allem aus der für sie nahe liegendsten Sicht: aus Sicht der Reisenden. Für empirische Studien dazu, was die Einheimischen, die „bereiste Bevölkerung“, vom „Dark Tourism“ hält, fehlt es meist an Zeit und Geld. Bedauerlich, da dadurch – auch wenn in der Forschung oft viel guter Wille da ist – mögliche Auswirkungen auf die Einheimischen vor allem aus europäischer oder nordamerikanischer Sicht beurteilt werden. Gerne wäre das Südwind-Magazin hier eine rühmliche Ausnahme. Doch bei allem Bemühen um Ausgewogenheit überwiegt auch bei unserer Behandlung des Themas – aufgrund der Informationslage – eher die Perspektive der Reisenden, der europäische Blick. Wir empfehlen jedenfalls: Bleiben Sie kritisch – beim Lesen wie auf Reisen!
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