Die große Guatemala-Ausstellung in Wien blendet die Gegenwart aus.
Schön ist sie geworden, die große Ausstellung über das „Land des Quetzal“ im Wiener Völkerkundemuseum – was allerdings weniger das Verdienst Wiens ist, denn die Schau wurde von Madrid übernommen. Ihr Besuch kann allen an Guatemala und der Maya-Kultur Interessierten nur wärmstens empfohlen werden.
Ein Schatten fällt allerdings auf die Ausstellung. Wie schon 1993 bei der „Welt der Maya“ im Wiener Künstlerhaus ist auch jetzt im Völkerkundemuseum (das ja kürzlich vom Kunsthistorischen Museum einverleibt wurde) die Gegenwart der Maya nicht präsent. Als ob es nicht über 20 Maya-Völker in Guatemala gäbe und diese die Mehrheit der Bevölkerung stellten, als ob sie nicht seit 500 Jahren ein Leben der Unterdrückung, der Demütigung – und des Widerstands führten. Nein, all das ist ausgeblendet. Dafür ist die Gegenwart mit einer Schau über die seit Jahren heftig kritisierte Österreichische Schule in Guatemala vertreten.
Und bezeichnenderweise wurden zur Eröffnung der Ausstellung am 8. Oktober hochrangige Vertreter des weißen und mestizischen Guatemala eingeladen, darunter der mit Korruptionsvorwürfen beladene Vizepräsident der Republik. Wieso denn nicht Rigoberta Menchú? Aber stimmt, die ist ja nach Mexiko geflüchtet …
Eine Protestaktion von VertreterInnen der Guatemala-Solidarität am Eröffnungstag stieß wohl auf reges Interesse der BesucherInnen, endete aber mit dem Hinauswurf der Flugzettel-VerteilerInnen.
Am 8. und 9. November wird ein Symposium des Lateinamerika-Instituts über Guatemala stattfinden (s. Terminseite), bei dem sehr wohl die Menschenrechtslage und die Lebenssituation der indigenen Völker im Zentrum stehen, doch handelt es sich dabei um keine Initiative des Völkerkundemuseums.