Im Großteil Indiens werden die wohl verdrecktesten Toiletten der Welt von Männern und Frauen mit primitiven Hilfsmitteln vom Kot befreit. 1993 wurde diese schönfärberisch als „manuelle Reinigung“ bezeichnete Praxis gesetzlich verboten. Für unsere „SanitärarbeiterInnen“, die auf der untersten Stufe der indischen Kastenhierarchie stehen und mit der größten Verachtung bedacht werden, sind diese entwürdigenden Zustände jedoch weiter Realität.
„In der Regenzeit ist es wirklich schlimm“, schildert Gowriamma, eine von ihnen. „Das Wasser vermischt sich mit dem Kot, und wenn wir ihn [auf dem Kopf] tragen, rinnt er uns aus den Eimern auf die Kleider, den Körper, das Gesicht. Wenn ich nach Hause komme, fällt es mir manchmal schwer, etwas zu essen. Der Geruch geht nie ganz raus aus meinen Kleidern, meinen Haaren. Im Sommer gibt es wieder oft kein Wasser, um sich die Hände vor dem Essen zu waschen. Schwer zu sagen, was schlimmer ist.“ Ihre Geschichte ist die Geschichte tausender Frauen und Männer in ganz Indien.
Jedes Jahr sterben hunderte Männer aus dieser Gemeinschaft, ertrinken in flüssigem Kot, wenn sie in Schächte tauchen, um die verstopften Abwasserkanäle in größeren indischen Städten freizulegen.
1997 untersuchte ich einen solchen Todesfall. Der 19-jährige Hasmukh war froh, den Reinigungsauftrag ergattert zu haben. Er öffnete den Kanaldeckel und trat zurück. Dann fiel sein Eimer hinein. Fluchend beugte sich der junge Mann hinunter, tastete nach dem Eimer. Hochsteigendes Gas betäubte ihn augenblicklich. Er fiel hinein. Zwar blieben Vorbeikommende stehen, aber niemand wagte den Versuch, den jungen Mann herauszuholen. Schließlich tauchte ein Freund hinunter und zog Hasmukh heraus. Eine halbe Stunde zu spät. Die Ärzte stellten nur mehr seinen Tod fest. Niemand weiß, ob er nun am Gas erstickt oder im flüssigen Kot ertrunken war. Hasmukh starb für 100, vielleicht 200 Rupien (weniger als fünf US-Dollar).