Den Sozialismus neu denken

Von Redaktion · · 2011/09

Atilio Borón

Sachbuch. Aus dem Spanischen von Ingo Malcher. VSA, Hamburg 2011, 119 Seiten, EUR 12,80

„Wer heute von Entwicklung sprechen will, muss von Sozialismus sprechen“, ist das Resümee der langjährigen politologischen Untersuchungen und Überlegungen von Atilio Borón, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Buenos Aires. Der kapitalistische Entwicklungspfad, d.h. ein Kopieren der Entwicklungswege in den USA und in Westeuropa, ist für die Länder der Peripherie unmöglich: Es ist notwendig, eine neue Option zu entwickeln, und diese Option kann nur der Sozialismus sein. Doch um die Fehler der kommunistischen Planwirtschaft zu vermeiden, muss dieser Sozialismus unter öffentlicher Kontrolle stehen und nicht unter der Gängelung des Staates. Beim Versuch, den Sozialismus neu zu denken, greift Borón auf Venezuelas Präsident Hugo Chávez zurück, den bekanntesten Vordenker des so genannten „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Chávez hat dieses Konzept erstmals Mitte 2005 in die Diskussion eingebracht.

In einem ausführlichen Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte, in denen der Mythos der nationalen kapitalistischen Entwicklung die politische Theorie und die Praxis in Lateinamerika bestimmte, kritisiert Borón die Versuche des Subkontinents, mit einem neoliberalen Wirtschaftsmodell an den Wohlstand der Industrieländer aufzuschließen. Doch trotz hoher, vor allem auf den Rohstoffexporten basierender Wachstumsraten ist dieser Versuch überall fehlgeschlagen. Auch die Länder mit Mitte-Links-Regierungen haben dabei versagt.

Borón zitiert fleißig Marx, den peruanischen Marxisten José Carlos Mariátegui und Fidel Castro und fordert den Mut zu echten Reformen und Veränderungen, die zum Aufbau eines sozialistischen Projekts führen sollen. Und dessen wesentliche Subjekte werden nicht mehr das Proletariat und die Arbeiterklasse sein, sondern die Campesinos und Indígenas. Der letzte Teil des Buches, wo es um den konkreten Aufbau einer neuen Gesellschaftsordnung ginge, bleibt jedoch ziemlich vage und teilweise in Allgemeinplätzen verhaftet.

Werner Hörtner

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