Boban Markovic Orkestar & Goran Bregovic

Von Werner Leiss · · 2002/10

Boban Markovic‘ Orkestar

Live in Belgrade


Piranha/ Österreich-Vertrieb:
Ixthuluh

Goran Bregovic

Tales and Songs from Weddings and Funerals


Mercury/ Universal

Wir erinnern uns an Kusturica-Filme, zum Beispiel erinnern wir uns gerne an „Underground“, in der langen oder auch ganz langen Version ein Sittenbild nicht nur Südosteuropas im 20. Jahrhundert. Da war doch Herr Bregovic Komponist des Soundtracks, so wie bei fast allen anderen Kusturica-Filmen auch. Und da war unter anderem das Boban Markovic Orkestar zur musikalischen Untermalung und zum besseren Verständnis des auf der Leinwand Gezeigten.
So weit, so gut. Nun zu den aktuellen Veröffentlichungen.
Aufwendigst produziert, mit Chor und Orchester, was ja nicht zwingend ein Blasmusikorchester sein muss, ist die neue Bregovic fast schon so etwas wie ein Stück Hochkultur. Wenn sie nur nicht so fürchterlich langweilig wäre. Die traditionellen Brass-Parts klingen flach, steril und schon tausendmal gehört. Das war doch alles schon viel lebendiger, spontaner. Irgendwann während des Hörens bin ich ziemlich traurig geworden, das war einer der Höhepunkte. Am Schluss reißen sie sich alle zusammen, beim „Scherzo for Gypsy Orchestra“ und das sagt eh schon alles. Wenn es doch nur ein Gypsy Orchester wäre! Weltmusik für die gehobene Abendgarderobe.
Ein Gypsy Orchester aus Fleisch und Blut ist hingegen immer noch und bleibt hoffentlich noch lange das Boban Markovic‘ Orkestar, diesmal live in Belgrad eingespielt. Pikanterweise mit einer großartigen Version von „Mesecina“, auch auf dem Underground Soundtrack enthalten und nach wie vor eine der beeindruckendsten Bregovic- Kompositionen. Hier jedenfalls wird auf ausgefeiltes Aufnahmetechnik-Herumgebastle verzichtet, hier zählt noch der Mensch und die Trompete, hier spielt das Boban Markovic‘ Orkestar! Und es beweist, dass in Zeiten, in denen bald jeder angesagte Club sich einen Balkanabend hält, derartige Musik wohl wirklich besser im Wirtshaus oder auf der Straße kommt, da ist sie nämlich zu Hause.

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