Havanna im Spiegel. Eine Erinnerung an die Revolution.

Von Christine Kohlmayr · · 2010/07

Alma Guillermoprieto

Roman. Aus dem Spanischen und Englischen von Matthias Wolf. Berenberg Verlag, Berlin 2009. 399 Seiten, € 25,-

Alma ist knapp zwanzig und Tänzerin. Sie lebt in den Vereinigten Staaten unbekümmert ihr Leben in Künstlerkreisen, muss sich allerdings eingestehen, dass sie für eine Tanzkarriere nicht gut genug ist. In ihrer Verzweiflung nimmt sie ein Lehrangebot in Kuba an. Politisch nur wenig informiert, begibt sie sich in das Havanna von Fidel Castro, um dort Ballett zu unterrichten, und fragt sich schon bald, was sie hier machen soll. Erneuerungen im Tanz werden nicht verstanden und angenommen, die Verbesserungsversuche der Tanztechnik scheitern an dem Fehlen von Spiegeln – eines der wichtigsten Arbeitsmittel für eine Tänzerin. Spiegel wurden als nicht revolutionär eingestuft. Wie so viele Dinge.

Alma erkennt, dass das normale Leben in diesem Land durch Vieles behindert wird. Seien es der Mangel an Lebensmitteln, an Kleidung und Rohstoffen oder das Fehlen von kulturellen Angeboten. In ihrer Naivität kann sie anfangs nicht erkennen, worum es den KubanerInnen geht und beginnt, an sich selbst zu zweifeln. Für sie ist ihr Ich immer noch wichtiger als die Gemeinschaft. Zusätzlich wird ihr Liebesleben immer verwirrender. Um zumindest ein bisschen zur „Revolution“ zu gehören, lässt sie sich am Ende mit „Genossen“ ein.

Die KubanerInnen halten auch nach dem Scheitern der geplanten Zucker-Rekordernte 1970 noch zu Castro. Mit seinem Charisma kann er die Bevölkerung weiterhin dazu anhalten, auf vieles zu verzichten, damit es in Zukunft besser wird. So jubeln bei einer Rede von Fidel Castro zigtausende Menschen dem Revolutionsführer zu, darunter auch Alma. Alma versinkt während ihres sechsmonatigen Aufenthalts immer mehr in eine Lethargie. Weder das Tanzen noch ihr Unterricht, weder das Land noch die Revolution können sie aus ihrem emotionalen Tief herausholen. Und so geht sie zurück. In den USA muss sie erkennen, dass sie ihr unbeschwertes Leben von früher nicht mehr aufnehmen kann. Kuba und die Revolution haben sie verändert.

Die in Mexiko geborene, in den USA zur Tänzerin ausgebildete Journalistin und Autorin lehnte diese Erinnerungen stark an ihr eigenes Leben an. Heute ist sie eine anerkannte Lateinamerika-Spezialistin.
 

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