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Von Martin Jäggle · · 2024/Jan-Feb
© Thomas Kussin

Der finanzielle Druck auf Printmedien steigt. Soli-Abos tragen dazu bei, dass Zeitschriften nicht die Luft ausgeht – auch beim Südwind-Magazin.

Es war ein Erdbeben in der Branche: Anfang Februar 2023 gab Bertelsmann-Chef Thomas Rabe die Schließung von 23 Zeitschriften des Verlagshauses Gruner + Jahr bekannt. Weitere 23 Titel wurden zum Verkauf angeboten. Was sich als unverkäuflich herausstellt, wird ebenfalls eingestellt. Nicht etwaige Verluste begründeten diesen Kahlschlag, sondern ein drohendes Abrutschen in die Verlustzone. Die Printauflagen der betroffenen Zeitschriften wären rückläufig und die vergangenen Jahre zu wenig für die Digitalisierung genutzt worden. Man trenne sich von 30 Prozent des Umsatzes, um die verbliebenen 70 Prozent zu stärken. Der Preis dafür: bis zu 700 Arbeitsplätze. Mit den Printmedien kommt auch der Printjournalismus unter Druck. Er zählt mittlerweile zu den Berufen mit schlechten Zukunftsprognosen, während dem bzw. der Content-Manager:in beste Jobaussichten bescheinigt werden.

Digital Natives. Eine der größten Ursachen dafür liegt im geänderten Verhalten der Nutzer:innen. Zum Beispiel ist seit 2015 in nur sieben Jahren der Anteil der österreichischen Bevölkerung, die Tageszeitung lesen, von 71 Prozent auf 42 Prozent gesunken. Es sind die jungen Menschen, die mittlerweile selten oder gar nicht zu Papierprodukten greifen und immer mehr erwarten, dass die relevanten Nachrichten digital zu ihnen kommen würden.

Hinzu kommt der Kostendruck, dem Printprodukte ausgeliefert sind, der in Zeiten hoher Inflation mit steigenden Energiepreisen immer stärker wird. Die höheren Druck- und Personalkosten können bei tendenziell bedrängter Auflage nicht durch Rationalisierungen oder über Steigerung der Einnahmen aufgefangen werden, noch dazu, wenn die Werbebudgets aus guten Gründen die digitale Welt favorisieren.

Wie weitermachen? In der Diskussion um die mit 1. Juli 2023 staatlich verordnete Einstellung der ältesten Tageszeitung der Welt, der Wiener Zeitung, haben sich zwei Optionen herauskristallisiert: Alexandra Borchardt, Leiterin des „Journalism Innovators Program“ an der Hamburg Media School, plädierte im Standard dafür, den Umbruch in der Medienlandschaft als Herausforderung anzunehmen und ganz neue digitale Formate zu entwickeln, auch um Menschen zu „erreichen, die sich bisher dem Journalismus verschlossen haben“.

Der Historiker und Schriftsteller Doron Rabinovici argumentierte im Unterschied dazu, dass ein Online-Format die Papierausgabe nur ergänzen, aber nie vollkommen ersetzen könne und verweist auf internationale Beispiele. Aus seiner Sicht versuche eine Zeitung, die nur noch digital erscheint, „den Nachrichten und den Klicks nachzuhecheln“. Denn: „Das Gedruckte fördert das Nachdrückliche.“

Voraussetzung für beide ist jedoch: Die vierte Säule der Demokratie, die Medien, braucht im öffentlichen Interesse Journalist:innen, die von Content Manager:innen nicht ersetzt werden können. Doch die Dynamik des Medienmarktes läuft dem zuwider. Ohne ausreichende öffentliche Mittel für deren Ausbildung und Beschäftigung wird es nicht gehen. Solange diese fehlen, steigt der finanzielle Druck auf Printmedien wie auch auf das Südwind-Magazin. Mehr Solidaritätsabos würden sicherstellen, dass ihm zwischenzeitlich die Luft nicht ausgeht.

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