Es war ein verheerendes Unglück. Und es ist bis heute ein Symbol für ein Systemversagen und globale Ungerechtigkeit: der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch 2013.
Es verstarben 1.175 Menschen beim und in der Folge des Einsturzes am 24. April 2013. Mehr als 2.400 wurden verletzt. In der Fabrik ließen namhafte europäische Unternehmen produzieren, u.a. Inditex (der Mutterkonzern von ZARA), Primark und C&A.
Dabei handelte es sich um keinen Einzelfall. Vielmehr war es der traurige Höhepunkt von vielen Bränden und Unfällen in der Textilproduktion in Ländern des Globalen Südens. Immer wieder kommen zahlreiche Menschen ums Leben oder werden verletzt.
Ein halbes Jahr nach Einsturz des Rana Plaza Gebäudes war die Organisation Südwind vor Ort. Durch die Koordination der Clean Clothes-Kampagne wusste sie schon lange über die Zustände in den Fabriken Bescheid. Auch das Südwind-Magazin berichtete.
In der Zeit nach dem Einsturz war das Interesse an dem Thema generell groß. Doch viele Medien zogen weiter, und viele Fragen blieben offen. Im Bereich der Gebäudesicherheit hat in der Folge ein Abkommen, der sogenannte Bangladesh Accord, für Verbesserungen gesorgt. Arbeitsrechtlich bleiben aber bis heute große Lücken: Es werden immer noch Hungerlöhne bezahlt, prekäre Dienstverhältnisse aufrechterhalten und viel zu lange Arbeitszeiten verlangt. In Bereichen, in denen Schutzkleidung nötig wäre, wird diese oft unzureichend bereitgestellt, zum Beispiel in der Lederverarbeitung. Details zu den Entwicklungen seit 2013 hat die Organisation Südwind in einer Hintergrundinformation zusammengestellt.
Nach dem Rana-Plaza-Einsturz mussten die Opfer sehr lange auf Kompensationszahlungen warten. Letztlich fielen die dann auch noch unzureichend aus. Und immer wieder kommt es zu ähnlichen Fällen, Fabrikseinstürzen oder Bränden.
Hoffnung gibt das EU-Lieferkettengesetz, auch wenn es nicht alles das beinhaltet, was es aus Sicht von Menschenrechtsinitiativen sollte: „Die Rana Plaza-Katastrophe war vorhersehbar und vermeidbar. Die Tragödie war nicht zuletzt ein Tiefpunkt der unternehmerischen Verantwortung. Umso wichtiger ist jetzt, dass Regierung und EU Unternehmen endlich zur Wahrung von Arbeits- und Menschenrechten verpflichten”, sagt Gertrude Klaffenböck, Südwind-Expertin für faire Lieferketten.
Klaffenböck und andere Expert:innen kritisieren, dass im Zuge von Lobbying Schlupflöcher im Lieferkettengesetz enstanden sind. Trotzdem wird es als ein wichtiges Fundament für gerechte Arbeitsbedingungen in internationalen Lieferketten gesehen.
Nach der Abstimmung im Europäischen Parlament muss das EU-Lieferkettengesetz nochmals vom Rat bestätigt werden. Danach hat Österreich zwei Jahre Zeit, um die Richtlinie in nationales Recht zu implementieren.
Stefan Grasgruber-Kerl, Experte zu diesen Themen, veranschaulichte schon 2022 im ausführlichen Interview mit dem Südwind-Magazin sehr klar, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist zu handeln.
Als Südwind-Magazin reflektieren wir immer wieder das wirtschaftliche System, das hinter solchen Katastrophen steckt. Es scheint sich etwas zu bewegen. Sowohl innerhalb der EU, der OECD als auch der UN wird versucht, mehr oder weniger rechtswirksame Vorschriften einzuführen, um den Faktor Menschenrechte in die Diskussion um Änderungen an Wirtschafts- und Finanzsystemen einzubringen: In unserem Beitrag zu einem nötigen Umdenken wird dabei schnell klar, dass der Globale Süden mehr gehört werden muss.
Wer sich engagieren will, kann das bei der Organisation Südwind und der Clean Clothes-Kampagne machen. Die Unterstützung des Südwind-Magazins sichert Journalismus ab, der hinschaut, wenn der globale Medienzirkus schon weitergezogen ist.
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