Für Städte des Südens wird in den nächsten Jahrzehnten ein beispielloser Bevölkerungszuwachs erwartet.
Erstmals in der Geschichte wird 2008 mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten leben. Laut Bericht des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) wird die Zahl von 3,3 Milliarden StädterInnen bis 2050 auf fast fünf Milliarden anwachsen. Es sind vor allem Städte in Entwicklungsländern, für die ein noch nie da gewesener Anstieg erwartet wird. In Afrika und Asien wird sich die urbane Bevölkerung zwischen 2000 und 2030 verdoppeln, ein Großteil davon sind Arme. DemographInnen sprechen von einer „zweiten Welle“ der Urbanisierung und des sozialen Wandels. Die erste Welle, die mit der Industrialisierung in Europa und Nordamerika vom 18. bis ins 20. Jahrhundert einherging, war ein vergleichsweise längerer Prozess, in den einige 100 Millionen Menschen involviert waren. Am meisten betroffen sind kleinere urbane Gebiete mit bis zu 500.000 EinwohnerInnen, während die Wachstumsraten der Megastädte eher gleich bleiben.
Der eben veröffentlichte Bericht betont die Chancen und Notwendigkeit nachhaltiger Städteentwicklung als internationale Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft. Dazu fordert er vor allem Respekt für das Recht armer Menschen, in Städten zu leben. Eine Politik, die Land-Stadt-Migration verhindern will, bringe nichts, die Hauptursache sei das natürliche Bevölkerungswachstum. Um dieses einzudämmen, seien soziale Entwicklung und eine Förderung der Rechte von Frauen, des Zugangs zu Bildung und medizinischer Versorgung wirksamer. Empfohlen wird eine vorausschauende Städteplanung, die armen Familien Zugang zu Wasser, Müllentsorgung, Energie und öffentlichem Verkehr schafft.