Jahrhundertelang hat der Reiz der Fremde Männer um den Globus getrieben. Nun lassen sich Frauen davontreiben und schreiben darüber: Beispielsweise eine Erfolgsgeschichte wie „Die weiße Massai“.
Heutzutage haben die Frauen aufgeholt.
Während die männlichen Botschafter aus fernen Ländern das Objekt ihrer
Reiselust distanziert beschreiben, lassen sich die reisenden,
schreibenden Frauen hemmungslos fallen. Sie lassen sich ein auf die
Fremde, den fremden Mann. Sie sind bereit, mit dem Land, den Leuten,
dem fremden Liebsten zu verschmelzen, wo der männliche Autor nur
Melancholie an einem Regentag im Urwald verspürt. Ihm winkt das
Schicksal an fernen Gestaden, wo er verschämt auf jugendliche
Piratenträume zurückblickt oder sich auf eine halbprofessionelle Affäre
einläßt.
Und diese Erfahrungen machen Touristinnen zu Autorinnen. Ihre
Abenteuergeschichten voll Liebesleid und Fernweh werden von einem
weiblichen Lesepublikum verschlungen. Das darf sich endlich in
exotisch-erotischen Träumen der weiblichen Art verlieren, wo Massais und
schöne Araber wandeln – kleingewachsene Pygmäen oder verschlossene
Eskimos wären weniger dafür geeignet. Sollen die Männer weiter von
üppigen Südseeschönheiten und anschmiegsamen Thai-Frauen träumen: Die
Frauen holen sich, was sie brauchen. Weltweit. Diese Vermutung
legt zumindest eine Reihe jüngerer Publikationen von Frauen nahe.
Beispielsweise von Corinne Hofmann: Mit ihrem Buch „Die weiße Massai“ führt sie seit Wochen die Bestsellerlisten an.
Das Ende August 1998 erschienene Buch hat bereits die neunte Auflage und
250.000 verkaufte Exemplare erreicht. Eine Erfolgsstory, die bald
in die Kinos kommt.
Die Handlung ist so schlicht wie abenteuerlich. Die Schweizerin Corinne
Hofmann fuhr in den Urlaub nach Kenia, sah ihn, wollte ihn und
eroberte ihn. Für ihre Obsession zu dem „schönen Massai, ihrem Krieger“ gab Corinne Hofmann Freund und eine gesicherte Existenz auf. Sie zog zu ihrem „Halbgott“ in die kenianische Steppe und wohnte in einer Kuhfladenhütte. Dort fühlte sie sich endlich daheim.
Vier Jahre lebte sie unter extremen Bedingungen im kenianischen Busch.
Vier Jahre, in denen ihr „Halbgott“ immer irdischer wurde. Aus dem
wunderschönen Krieger und Beschützer wurde nach und nach ein
eifersüchtiger, unzufriedener Tyrann. Die Beziehung zerbrach. Corinne
Hofmann kehrte mit ihrer in Kenia geborenen Tochter fluchtartig in die
Schweiz zurück.
Heute lebt die attraktive Corinne Hofmann als erfolgreiche Autorin in der Schweiz. Ihr Massai hat sie schlußendlich doch noch glücklich gemacht.
Edith Kresta ist Redakteurin der Berliner Tageszeitung taz.
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