Barlen Pyamootoo: Benares

Von Michael Schwarz · · 2004/11

Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer. Verlag Antje Kunstmann, München 2004, 79 Seiten,EUR 12,-

Mayi aus Mauritius ist ein Zweitliga-Fischer, weil er aus Angst vor der Strömung innerhalb der Lagune bleibt. Doch eines Tages ereilt ihn unverhofft das Glück: Er gewinnt beim Kartenspiel 2.000 Rupien. Für dieses Geld will er sich zum ersten Mal etwas Besonderes leisten. Er möchte zusammen mit seinem Freund in der nahen Stadt zwei Frauen holen, um mit ihnen eine Nacht zu verbringen.
Die beiden beauftragen einen Kollegen, sie am Abend mit dem Taxi in die nahe gelegene Hafenstadt und dann mit den Frauen zusammen wieder in ihr vom Zerfall bedrohtes Dorf Benares zurück zu fahren. Wer nun hofft, an einer lustvollen Liebesnacht teilnehmen zu können, sieht sich jedoch enttäuscht. Mayi sitzt schüchtern und stumm hinten im Taxi. In den Straßen der Stadt sind keine Frauen zu finden, weil eben ein Schiff angelegt hat und die Matrosen sich die Frauen geschnappt haben. Und in den Bordellen weigern sich die Prostituierten, sich auf so eine verwegene Fahrt einzulassen. Nach längerem Suchen finden sich endlich zwei Frauen, die bereit sind, mit zu kommen. Es wird eine lange Rückfahrt durch die tropische Nacht, in der sich die fünf viel erzählen, bis sie schließlich todmüde im Dorf ankommen. Und was wird aus dem erhofften Abenteuer?
Der kleine Roman beschreibt eine lange Reise durch die Nacht und zeigt, dass – wie so oft im Leben – eigentlich der Weg das Ziel ist. Auffallend bleibt natürlich, dass das verlassene mauritianische Dorf ausgerechnet Benares heisst – wie die heilige Stadt in Indien, die Erlösung und einen glücklichen Tod verspricht. Das ist wohl kein Zufall.
Das schön hergestellte schmale Bändchen ist in einer farbigen Sprache geschrieben und liest sich leicht. Beim Lesen sitzt man im Taxi mit dabei und nimmt an der Fahrt und an den Gesprächen teil. Schade, dass man nicht mitreden kann.

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