Journalismusforscher Folker Hanusch über 80 Jahre Südwind-Magazin, Printmedien in Gefahr und die neuen Financiers von Qualitätsjournalismus.
Wird es das Südwind-Magazin in 40 Jahren noch als Printmedium geben?
Mit solchen Prognosen ist das immer so eine Sache, 40 Jahre sind in der heutigen Medienwelt eine lange Zeit. Dem gedruckten Journalismus wird ja schon seit geraumer Zeit der bevorstehende Tod vorausgesagt. Ich denke jedoch, dass Printmedien vielleicht ein wenig widerstandsfähiger sind, als wir es ihnen oft zutrauen. Kleinere Magazine wie das Südwind-Magazin haben es wegen der hohen Kosten natürlich nicht leicht. Es wird also vor allem darauf ankommen, ob die Zahl der Abonnenten stabil gehalten werden kann.
Aber: Solange das Magazin weiterhin für seine Leserschaft relevante Inhalte bietet, sehe ich da nicht unbedingt schwarz. Gerade diese Form von Journalismus, wie es sie im Südwind-Magazin gibt, eignet sich mitunter auch ein wenig besser für Print.
Folker Hanusch ist Professor für Journalismus am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien.
Kann Print also doch ein zukunftsfähiges Modell sein?
Wir sehen in den vergangenen Jahren schon eine gewisse Anzahl an Printmedien, die neu herausgekommen sind und welche, die sich halten können.
Der US-amerikanische Wissenschaftler Philip Meyer hat zu Beginn des Jahrhunderts ausgerechnet, dass im Jahr 2043 die letzte gedruckte Zeitung in den USA gelesen wird. Auch wenn die Situation in den USA sowieso nochmal eine andere ist als in Österreich, glaube ich nicht, dass Print komplett aussterben wird, und wir in der Tat eine Entwicklung sehen, wo es zumindest manche Printmedien schaffen.
Aber vielleicht wird Print in 40 Jahren nochmal ganz anders aussehen, als das heute der Fall ist. Die technologischen Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre waren ja so rasant, dass es einfach schwierig ist, etwas zu sagen.
Das Südwind-Magazin wurde 2017 von den LeserInnen gerettet, aktuell gibt es einige erfolgreiche Crowdfunding-Projekte für Qualitätsjournalismus. Sind die LeserInnen, UserInnen die neuen Financiers von Journalismus?
Es gibt mittlerweile einige Beispiele, wo diese Unterstützung funktioniert, ob das nun auf kleinerer, auch lokaler Ebene ist, oder bei großen Medien wie dem englischen Guardian. Viele Menschen sind zunehmend auch eher bereit, für solche Inhalte zu zahlen.
Und wenn wir uns generell den Erfolg all dieser verschiedenen Crowdfunding-Projekte – nicht nur im Medienbereich – anschauen, dann gibt das Hoffnung, dass hier Journalismus langfristig unterstützt werden kann.
Apropos digitale Kanäle bzw. soziale Medien: Worauf soll man setzen?
Das ist natürlich die Millionen-Frage. Ich glaube, dass man als Medium vielleicht nicht zu sehr jedem neuen Trend hinterherrennen muss, sondern sich auch ein wenig treu bleiben sollte.
Interview: Richard Solder
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