Auch in Österreich wird jetzt eine Ausbildung in Friedensjournalismus angeboten.
Wie können JournalistInnen verhindern, sich von einer Seite vereinnahmen und sich für Konflikte instrumentalisieren zu lassen, also in die Falle des Kriegsjournalismus zu tappen? Diesen Begriff hat der berühmte norwegische Friedensforscher Johan Galtung geprägt: Kriegsjournalismus reduziere Frieden auf die Formel: Frieden ist gleich Sieg einer Konfliktpartei mit anschließendem Waffenstillstand.
Objektivität im Journalismus wird nicht nur von den MedienkritikerInnen, sondern auch von den ProtagonistInnen selbst (siehe nebenstehender Artikel) in Frage gestellt. Wenn Journalismus also immer parteilich sei, dann so regt es Galtung an – sollten JournalistInnen zumindest bewusst Partei ergreifen: Partei für den Frieden.
Friedensjournalismus kann durch ein Training in Konfliktbearbeitung gelehrt und erlernt werden. Bei jedem Konflikt kommt es im Laufe der Eskalation zu einer Vereinfachung der Konfliktthemen, zu einer Polarisierung auf zumeist zwei Konfliktparteien mit möglicher Dämonisierung einer der beiden. Diese Mechanismen gelte es bewusst zu machen. Praktisch bedeutet Friedensjournalimus nach Galtung unter anderem: Informationsquellen abseits offizieller Berichte von Machtträgern erschließen, die Vielzahl der Konfliktpunke und der unterschiedlichen Ziele der Konfliktparteien darstellen, ungehörten Stimmen Gehör verschaffen, den Konfliktparteien ein menschliches Gesicht geben. Ein Beispiel dazu: BBC-Korrespondent Fergal Keane berichtete aus dem Bürgerkrieg in Ruanda über einen Hutu-Präfekten in einem Bezirk der Hauptstadt Kigali, der einen lebensrettenden Konvoi für einige hundert Tutsi-Kinder organsierte.
Seit einigen Jahren ist eine Förderung des Friedensjournalismus Teil der internationalen Arbeit von Galtung im Rahmen seines weltweiten Transcend-Netzwerkes für Frieden und Entwicklung. Im Mai dieses Jahres formierte sich auch in Wien eine Initiativgruppe, die Traninigskurse in der Transcend-Methode anbietet.
Diese Methode der Konflikttransformation mit friedlichen Mitteln enthält zwölf unterschiedliche Programme. Im kommenden September werden in Wien Workshops zu Friedensjournalismus (in Kooperation mit unter anderen dem SÜDWIND-Magazin) und Versöhnungsarbeit angeboten.
Termine:
7. 9. September 2001: Friedensjournalismus als Beitrag zur Konflikttransformation
14. 16. September 2001: Versöhnungsarbeit als Beitrag zur Konflikttransformation
Die Abendseminare am jeweils ersten Kurstag (Freitag 19-22 Uhr) stehen allen Interessierten offen. Eine Zertifizierung in der TRANSCEND-Methode erfordert die Teilnahme an mindestens drei Workshops mit Johan Galtung und die regelmäßige Mitarbeit in einer Jahresgruppe.
Informationen und Anmeldung:
TRANSCEND Wien,
E-Mail: transcend_wien@gmx.at;
Tel. 0676/ 53 68 539
Allgemeine Informationen zur TRANSCEND-Methode: www.transcend.org.
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