Anke Weber
Jugendbuch. Verlag Ueberreuter, Berlin 256 Seiten, € 12,95
Die 14-jährige Halbwaise Rhina erfährt durch einen Zufall, dass es der letzte Wunsch ihres Vaters war, in Namibia begraben zu werden. Der Gedanke lässt sie nicht mehr los. Nachdem sie als Totengräberin Erfahrung hat – sie hat als Kind ihren toten Hamster ausgegraben – fasst sie den kuriosen Plan, dasselbe mit der Urne ihres Vaters zu machen, um ihm so seinen Wunsch zu erfüllen. Allerdings braucht sie dafür einen guten Freund. Gut, dass sie kürzlich beim Fahrradständer Kevin kennen gelernt hat, der seinen Namen verabscheut und ihr unendlich dankbar ist, dass sie ihn kurzerhand in „Uncas“ umgetauft hat – nach einer Figur aus „Der letzte Mohikaner“.
Eine Hand wäscht bekanntlich die andere. „Regenbogenasche“ mischt die skurrile Geschichte eines Mädchens, das mit der Asche seines Vaters im Gepäck auf Reisen geht, mit normalen Teenagersorgen, wie dem Umgang mit der ständig Fragen stellenden Mutter und der ersten Liebe, die sich anfühlt „wie Regenbogenwasser“. Natürlich bringt das Unterfangen einige Schwierigkeiten mit sich. Aber aufgeben ist keine Option, die Reise nach Namibia mit einer Hilfsorganisation ist bereits organisiert. Namibia avanciert im Jugendbuchdebüt der Journalistin Anke Weber zu einem Ort der Sehnsucht nach dem Vater, der bei einem Unfall gestorben ist, von dem niemand weiß, ob es ein Unfall war, nach den eigenen Wurzeln, nach Abenteuer.
Rhina will gleichzeitig erwachsen sein und ihre Kindheit zurück – ihre Abgeklärtheit gegenüber dem Tod, sei es der des Hamsters, der Großmutter oder des Vaters, überrascht, ist aber bei näherem Hinsehen vielleicht eher ein Schutzmechanismus. Dem Vater posthum seinen Frieden zu bringen, birgt auch für die Tochter die Chance, loszulassen. Zuvor muss sie allerdings noch ein paar Dinge erledigen, die ihren Vater vor seinem Tod beschäftigten.
Natürlich ist die Geschichte mit sehr viel Phantasie geschrieben: Die Asche des Vaters wird mit Lebensmittelfarbe gefärbt und so als harmloses Bastelmaterial getarnt aus dem Land geschafft. Die beiden Jugendlichen sind abgeklärter als die meisten Erwachsenen. Nebenbei findet Rhina eine neue Großmutter. Dennoch ertappt man sich auch als erwachsene Leserin dabei, glauben zu wollen, dass das Leben so sein kann. Surreal, frivol, romantisch. Und man dem Tod auch pragmatisch begegnen kann. Vielleicht ist es ja so einfach wie Rhina in ihr Tagebuch schreibt: „Das Leben ist bunt. Und den Tod muss man anmalen.“
Christina Bell
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